Zusammenfassung eines Gutachtes im Auftrag des LG Potsdam über von DOMI verkaufte Werke
Zusammenfassung des anonymisierten Gutachtens mit Nennung der Produkte
Auftrag und Fragestellung
Das Gutachten wurde vom Landgericht Potsdam beauftragt. Ziel war die technische und qualitative Bewertung folgender, von der Klägerin erworbener Faksimiles:
Das Sakramentar Heinrichs II – ein Prachtkodex für einen heiligen Herrscher
Civitates Orbis Terrarum (Bände 1574, 1576, 1582)
Bilderbibel der Barmherzigkeit
Die Wunder der Erde – Die Reisen des Ritters Jean de Mandeville
Die Klägerin beanstandete insbesondere die Papierqualität, Drucktechnik und Verarbeitung und behauptete, die Werke seien minderwertig und weit überteuert. Sie forderte eine Bewertung, ob die Bücher objektiv den Anforderungen an hochwertige Faksimiles entsprechen und ob ihr Wert erheblich unter dem Kaufpreis liegt.
Bewertung der einzelnen Werke
Das Sakramentar Heinrichs II
Das Werk zeichnet sich durch einen sehr aufwändigen Einband mit Metallelementen, Goldapplikationen und Samtrücken aus. Der Druck erfolgte im Offsetverfahren mit sehr feinem Raster (100/120 l/cm), das Papier imitiert Pergament. Zahlreiche Stanzungen und Patinaeffekte simulieren Gebrauchsspuren. Das Faksimile ist limitiert und wird durch einen wissenschaftlichen Begleitband ergänzt. Insgesamt handelt es sich um eine handwerklich und technisch hochwertige Reproduktion, die den Charakter des Originals sehr gut wiedergibt.

Civitates Orbis Terrarum (1574, 1576, 1582)
Die drei Bände verfügen über Ledereinbände mit Goldprägung und Goldschnitt. Das Papier ist hochwertig, weist aber teilweise optische Aufheller auf. Der Druck (70 l/cm Raster) ist präzise, könnte aber für höchste Ansprüche noch feiner sein. Die Bindung ist solide (Fadenheftung), Patinaeffekte sind vorhanden. Eine Limitierung fehlt. Insgesamt technisch und optisch überzeugende Reproduktionen mit kleineren Optimierungspotenzialen bei Papier und Raster.

Bilderbibel der Barmherzigkeit
Kein klassisches Faksimile, sondern eine thematisch gestaltete Hausbibel mit über 350 Miniaturen aus verschiedenen Handschriften und Epochen, viele mit Blattgold verziert. Der Einband ist aufwändig mit abnehmbarem Kreuz, Metallecken, Buchschlössern und Goldapplikationen gestaltet. Der Druck ist fein (100er Raster). Das Werk ist ein hochwertiges Sammlerstück, jedoch keine originalgetreue Reproduktion eines Einzelwerks.

Die Wunder der Erde – Die Reisen des Ritters Jean de Mandeville
Hochwertiger Ledereinband mit Goldprägung, feines Papier, detailreiche Miniaturen. Der Druck erfolgte mit sehr feinem Raster (120 l/cm), zahlreiche Goldapplikationen im Innenteil. Das Werk ist limitiert. Es handelt sich um ein detailreiches, sorgfältig gefertigtes Faksimile, das den Ansprüchen an eine hochwertige Reproduktion entspricht.
Beantwortung der Beweisfragen
Die untersuchten Werke weisen in Verarbeitung, Materialwahl und Drucktechnik zahlreiche Merkmale hochwertiger Faksimiles auf. Die Einbände, Goldverzierungen und Druckverfahren gehen deutlich über das Niveau einfacher Bildbände hinaus. Die Kritik, es handele sich um minderwertige Imitate, wurde nicht bestätigt.
Die Wertermittlung erfolgte auf Basis des Primärmarktes (Erstverkaufspreis). Die Herstellungskosten allein sind für die Wertbestimmung nicht ausreichend, da auch Faktoren wie Limitierung, Exklusivität und Verlagsstrategie eine Rolle spielen. Eine pauschale Abwertung auf 10 % des ursprünglichen Kaufpreises konnte technisch nicht nachvollzogen werden.
Fazit
Die genannten Werke – *Das Sakramentar Heinrichs II*, *Civitates Orbis Terrarum* (1574, 1576, 1582), *Bilderbibel der Barmherzigkeit* und *Die Wunder der Erde – Die Reisen des Ritters Jean de Mandeville* – sind sorgfältig und aufwändig hergestellte Reproduktionen, die den gängigen Anforderungen an Faksimiles entsprechen. Die Preisgestaltung ist im Faksimilemarkt zwar grundsätzlich diskutabel, erscheint hier aber angesichts der aufgewandten Herstellungsprozesse, Materialien und Limitierungen nachvollziehbar. Die Werke sind keine einfachen Nachdrucke oder minderwertigen Bildbände, sondern hochwertige, sammlerorientierte Editionen. Eine erhebliche Wertminderung gegenüber dem Kaufpreis ist aus technischer Sicht nicht belegbar.
Kontakt
Tobias Weber
Autor dieses Blogs